Ökumenischer Leipziger Religionslehretag 2023

Ökumenischer Leipziger Religionslehretag 2023


Am 24. November 2023 fand erneut der Ökumenische Leipziger Religionslehretag statt!


Das Thema in diesem Jahr war "Jüdisches Leben als Thema im Religionsunterricht".


Unten finden Sie einen kurzen Foto-Rückblick auf den Tag.



Der Ökumenische Religionslehretag 2023 - ein Rückblick in Fotos

Vielen Dank für Ihre Teilnahme und hoffentlich bis zum nächsten Jahr!

Jüdisches Leben als Thema im Religionsunterricht


Das bedeutet mehr als eine Religionskunde des Judentums; das nimmt vielmehr gezielt die Menschen in den Blick, die Judentum in tausend Facetten leben. Für diese Horizonterweiterung gibt der vierte ökumenische Leipziger Religionslehretag am 24. November vielfältige Anregungen. Wir sind dankbar, dass ausgewiesene Expert:innen u.a. für Geschichte und Gegenwart des Judentums, für jüdisches Leben in aktuellen Kinderbüchern, für Begegnungslernen, für Bibellektüre im jüdisch-christlichen Horizont, für die Thematisierung des Holocaust sowie für Antisemitismusprävention ihre Mitwirkung zugesagt haben. Weitere Bildungsträger sind mit eigenen Ständen beim Mittagessen vertreten.


Fortbildungsnummer: EXTP00165


Anmeldung

Die Anmeldung ist geschlossen. Bei Fragen nutzen Sie bitte das Kontaktformular



Das Programm

Das zentrale Programm findet im Paulinum der Universität Leipzig statt. Die Workshops werden im Neuen Seminargebäude stattfinden. Genauere Angaben zu den Räumen bekommen Sie am Tag selbst.

09:45 - Andacht

Im Paulinum der Universität Leipzig.

10:30 - Vortrag & Diskussion

Prof. Dr. Asher Biemann (Charlottesville, VA):

Einheit und Entwicklung im Judentum


Prof. Dr. Frank Lütze

(Universität Leipzig)

Jüdisches Leben lebendig werden lassen. Religionsdidaktische Überlegungen

12:00 - Informationen

12:15 - Mittagspause mit Imbiss und Infoständen

13:30 - Workshops

Detaillierte Informationen zu den einzelnen Workshops finden Sie weiter unten.

15:00 - Ende

Der Abschluss findet in den jeweiligen Workshops statt.


Die Workshops

Die Anmeldung für die Workshops ist geschlossen.

1) Chevruta in jüdischen Sinn: Was bedeutet es?

JProf. Dr. Yemima Hadad (Uni Leipzig)


Wie studieren Rabbiner die Tora? Was können wir von der Methode der „Chevruta“ über das Studium lernen?


In diesem Workshop werden wir Geschichten aus dem Talmud über einen Weisen lesen, der unter dem Namen Honi HaMe‘agel bekannt ist (BT Taanit 23a). Wir werden etwas über Führung, Torastudium und über Naturschutz und die Sorge für zukünftige Generationen lernen.
Der Talmud ist das wichtigste Buch der mündlichen Tora und der am meisten studierte Text der rabbinischen Literatur im Judentum. Der Talmud enthält die Lehren der Rabbiner zu verschiedenen Themen wie jüdisches Recht, Ethik, Philosophie, Geschichte, Bräuche, Folklore usw. Die Rabbiner im Talmud befassen sich mit zwei Arten von Diskussionen: Jüdisches Recht (Halacha) und Aggada (Erzählungen).



2) Begegnung mit dem Judentum im Unterricht. Angebote für den Religionsunterricht bis Klasse 6

Durchgeführt vom Hatikva e.V., Dresden.
Dr. Gunda Ulbricht, Irina Suttner, Petra Liehm
Die Begegnung mit dem Thema Judentum im Unterricht ist Bestanteil der Lehrpläne im evangelischen und katholischen Religionsunterricht. 
Unser pädagogischer Ansatz orientiert sich an Alter und Kenntnisstand der Kinder. 
Im Vordergrund steht das Entdecken und Wahrnehmen. Dazu werden im Workshop verschiedene Angebote in Form von Materialien und methodisch- didaktischen Ansätzen vorgestellt.


3) Judentum im Jugendbuch oder: Die Gefahr eines Otherings bei der Rede von "dem" Judentum

Ariane Dihle (Oldenburg), Christiane Donath (Leipzig)


Im Religionsunterricht besteht immer die Gefahr, Jüdinnen und Juden als „fremde Welt“ und als „ganz Andere“ zu zeigen.  Auch kann das vermittelte Bild von Jüdinnen und Juden sehr einseitig sein: Im Fokus steht dann (ultra-)orthodoxes Judentum im Licht der Shoa. Bilder-, Kinder und Jugendbücher, aber auch andere Medien wie Dokumentationen oder (Kurz-)Filme für Kinder und Jugendliche, ermöglichen im Religionsunterricht medial vermittelte, schulorganisatorisch meist leicht umzusetzende Begegnung mit gelebtem Judentum, ohne zu verfremden sowie stereotype Vorstellungen vom Judentum zu reproduzieren. 

Ziel des Workshops ist es, einen Einblick in aktuelle Kinder- und Jugendliteratur und andere Medien für Kinder und Jugendliche zu geben. Es werden konkrete Ideen skizziert  werden, wie diese Medien  an den unterschiedlichen Schulformen mit Blick auf das interreligiöse Lernen eingesetzt werden können.



4) 25 Jahre Wahlgrundkurs "Jüdische Geschichte und Kultur" - ein Projekt des Lessing-Gymnasiums Döbeln

Michael Höhne (Schulleiter Lessing-Gymnasium)


Vorgestellt wird in diesem Workshop der vielfach ausgezeichnete fächerverbindende Wahlgrundkurs „Jüdische Geschichte und Kultur“, der am Lessing-Gymnasium Döbeln seit 1998 für Schülerinnen und Schüler der Jahrgangstufe 11 und 12 angeboten wird. Wir sprechen über die Grundintention des Kurses, seine Inhalte und stellen eine Fachexkursion nach Berlin vor.


Thema ist auch die Webseite www.judentum-projekt.de, die von vielen Döbelner Schülergenerationen erstellt wurde und heute zu den größten Informationsportalen zum Judentum im Internet zählt.


5) Meet A Jew: Projektvorstellung & Begegnung

Mascha Schmerling (Meet A Jew, Berlin)


Das aktuelle jüdische Leben in Deutschland aus erster Hand kennenzulernen, das ist die Idee hinter „Meet a Jew“. Unter dem Motto „Miteinander statt übereinander reden!“ vermittelt das Begegnungsprojekt des Zentralrats der Juden in Deutschland ehrenamtliche jüdische Jugendliche und Erwachsene an Schulen, Universitäten oder Sportvereine In persönlichen Begegnungen geben die Teilnehmenden individuelle Einblicke in ihren Alltag, die jüdische Gegenwart und beantworten Fragen in ungezwungener Gesprächsatmosphäre. 

Der Workshop gibt Antworten zu Zielen, Methoden und Einsatzmöglichkeiten von „Meet a Jew“ und ermöglicht es den Teilnehmenden selbst eine Begegnung im kleineren Rahmen zu erleben. 




6) Didaktik eines Synagogenbesuchs

Rabbi Zsolt Balla (Leipzig)


Bei einem Synagogenbesuch in der Leipziger Synagoge geht es um Herausforderungen und Möglichkeiten in der Synagoge mit nicht-jüdischen Gruppen und effektive Möglichkeiten, das Judentum für Menschen ohne jüdische Zugehörigkeit relevant zu machen.



7) Die Thematisierung von jüdischem Leben jenseits oder im Schatten der Shoah?

Jana Rosenfeld (Anne-Frank-Zentrum Berlin)


Wenn Jüdinnen*Juden im Schulunterricht nur als Opfer des Holocaust vorkommen, entsteht ein verzerrtes Bild vom Jüdischsein. Gleichzeitig ist es unmöglich jüdisches Leben in Deutschland ohne die Shoah zu thematisieren. Wie kann die Vermittlung von jüdischem Leben beispielsweise im Religionsunterricht gelingen, ohne die Relevanz des Holocaust als Zivilisationsbruch auszusparen oder aber Juden*Jüdinnen auf ihre Verfolgungsgeschichte zu reduzieren? Und worauf sollte man diesbezüglich bei der Geschichtsvermittlung achten? Ziel dieses Workshops ist es, diese Fragen kritisch zu diskutieren.



8) Ein Sohn, der seine Mutter retten wollte – eine Dilemmadiskussion anhand einer wahren Geschichte aus Dresden im Januar 1944 

Franziska Mellentin (kath. Vorsitzende der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Dresden)


Der 24-Jährige Horst Weigmann lebt mit seiner jüdischen Mutter Toni Weigmann in Dresden. Als diese im Januar 1944 verhaftet wird, will er sie vor der drohenden Deportation retten und hat eine waghalsige Idee.

Diese Geschichte hat sich ereignet, eingebettet in eine bestimmte Zeit, bedingt durch konkrete gesellschaftliche Umstände. Sie bietet sich an, die Frage nach dem guten, dem richtigen Handeln zu thematisieren. Als wahre Geschichte ist sie geeignet für die Dilemmadiskussion, welche Schülerinnen und Schüler zum kritischen Denken und Handeln anregt und ihre moralische Urteilsfähigkeit fördern kann.


Im Workshop wird die Geschichte vorgestellt und die Methode der Dilemmadiskussion mit den Teilnehmenden erprobt und anschließend reflektiert. Für die Arbeit im Unterricht (geeignet ab Klasse 9) wurden Materialien entwickelt und didaktisch aufbereitet.



9) Antisemitismus und Verschwörungstheorien

Dr. Harald Lamprecht (Dresden)


Antisemitismus ist so etwas wie Prototyp und Mutter aller Verschwörungsmythen. Seit dem Mittelalter haben sich entsprechende Erzählungen in das europäische Denken eingebrannt. Der Gedanke einer kleinen Gruppe von verborgenen Drahtziehern, die heimlich im Hintergrund zum Schaden der Menschheit wirken, ist assoziativ so stark mit „den Juden“ verbunden, dass diese Verbindung immer wieder gezogen wird. Das hat zuletzt auch das Anwachsen von Antisemitismus im Kontext der Corona-Pandemie gezeigt.


Der Workshop analysiert Grundstrukturen von Verschwörungsdenken und Antisemitismus und fragt nach Möglichkeiten zum sachgerechten Umgang mit dem Problemfeld.



10) Was tun bei antisemitischen Vorfällen?

Winnie Mampe (OFEK Halle)


Über viele Jahre wurde Antisemitismus in Deutschland als ein historisches und somit vergangenes Phänomen betrachtet. Jedoch sind antisemitische Ressentiments auch heute noch weit verbreitet und haben Auswirkungen auf den Alltag von Betroffenen. Besonders im Schulkontext stehen wir vor der Herausforderung, einen wirksamen Umgang mit Antisemitismus zu entwickeln. Fachkräfte fragen sich oftmals: „Welche Möglichkeiten habe ich, auf antisemitische Äußerungen und Übergriffe zu reagieren?” und „Wie kann ich Betroffene von Antisemitismus unterstützen?“

In dem Workshop geht es darum, die Wahrnehmung von und den Umgang mit Antisemitismus für den pädagogischen Kontext zu schärfen. Zentrale Herausforderungen werden in den Blick genommen und praktische Interventionsstrategien anhand von Fallarbeit aufgezeigt. 



11) Die Bibel - ein jüdisches Buch. Bibel entdecken und lesen im Horizont des Judentums

Prof. Dr. Alexander Deeg (Leipzig)


Gut zwei Drittel der christlichen Bibel sind zugleich die Heilige Schrift des Judentums, das sogenannte „Alte“ oder „Erste Testament“, von Jüdinnen und Juden als „TaNaK“ bezeichnet. Aber auch das „Neue Testament“ ist ein durch und durch jüdisches Buch, geschrieben von Juden für Menschen, die an den Juden Jesus als erwarteten Messias glaubten. Was dieser jüdische Kontext für die Wahrnehmung und Entdeckung der Bibel bedeutet und welche hermeneutischen und (pädagogisch-)praktischen Konsequenzen sich daraus ergeben, erkunden wir in diesem Workshop.



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